Geopolitik

Das Imperium schlägt zurück - und bringt damit die Blase zum platzen (Teil 1)

- 09.10.2018

Ich wage mich heute mal aus der Deckung und beginne meinen Artikel mit einer deutlichen Warnung: Die globale Kreditblase beginnt bereits in Folge der steigenden Dollar-Zinsen zu platzen! Die aktuellen Währungskrisen in den Schwellenländern und die Turbulenzen an den Börsen sind nur die ersten Vorboten weitreichender Verwerfungen und Umstrukturierungen im Weltfinanzsystem, welche auf uns wahrscheinlich schon in den nächsten Jahren zukommen werden. Ich erwarte eine für Anleger gefährliche Kombination aus deflationären Schuldenkrisen und Vermögenspreiseinbrüchen, staatlichem Protektionismus und in Reaktion hoch inflationärer Geldpolitik.

In diesem zweiteiligen Artikel werde ich Ihnen meine These erläutern, warum diese höchst schädliche Geld- und Wirtschaftspolitik der USA entgegen der offiziellen Erzählweise keine aktive Handlung aus Stärke, sondern reaktive Maßnahmen aus einer Situation der Schwäche heraus sind und was die Folgen dieser Erkenntnis sind. Im ersten Teil wird die tatsächliche wirtschaftliche Situation in den Vereinigten Staaten sowie die Motivlage hinter der Desinformation des Mainstream beleuchtet. Abschließend wird die tatsächliche Handlungsgrundlage und das Schadenspotential umrissen. Im zweiten Teil werde ich darlegen, warum diese destruktive und protektionistische Handlungsweise zwar kurzfristig für die USA zu funktionieren scheint, mittelfristig aber das eigentliche Problem, nämlich die zunehmende Abkehr vom Petrodollar-System sogar noch beschleunigen könnte.

Gut geölte Wirtschaftsmaschine oder drohender finanzieller Totalschaden?

Es läuft augenscheinlich rund in den Vereinigten Staaten unter Trump: Die Wirtschaft wächst mit knapp über vier Prozent so stark wie seit der Finanzkrise nicht mehr, die Aktienmärkte schreiben mit nur wenigen Rücksetzern konstant neue Rekordstände und die Arbeitslosenquote verkündet mit unter vier Prozent mittlerweile sogar Vollbeschäftigung! Konjunktur, Inflation und Arbeitsmarkt zeigen sich allesamt robust genug, damit die amerikanische Zentralbank, die Federal Reserve (Fed), die Leitzinsen entschieden anhebt, um einer drohenden Überhitzung und Inflation rechtzeitig entgegen zu wirken.

The American Dream wie er im Buche steht: Allen geht es gut, jeder hat eine Chance. America is great again!

Soviel zur schönen neuen Welt der offiziellen Statistik – und jetzt zur äußerst gegensätzlichen Realität: Gut ein Achtel der Amerikaner lebt in Armut und bezieht Lebensmittelmarken, viele kommen trotz mehrerer Jobs kaum über die Runden. Die wertschöpfende industrie ist weitestgehend unwiederbringlich in Billiglohnländer wie China abgewandert und hat dabei ganze Landstriche wie den sogenannten „Rust-Belt“ ihrer Einkommensbasis beraubt.

Die tatsächliche Arbeitslosenquote und die Inflationsrate liegen seit Jahrzehnten weit über den unbestreitbar geschönten Berechnungen der offiziellen Stellen, wie ich bereits in mehreren meiner Artikel dargelegt habe. Auch die zuletzt durchaus positiven realen Wachstums- und Lohnsteigerungsraten müssen folglich wesentlich revidiert werden (Höhere Inflation = Niedrigeres reales Wachstum), zumal ein nicht zu verachtender Teil des derzeitigen Wachstums auf einmal-Effekte aus Trumps Steuersenkungen zurückgeht.

Unpassend zur Wohlstandsbildung für alle geht auch die Einkommensschere kontinuierlich weiter auseinander und der Mittelstand schrumpft seit Jahrzehnten unaufhaltsam. Das reichste Prozent besitzt inzwischen mehr als die unteren 90 Prozent der Bevölkerung zusammen! Wenn überhaupt, dann heißt es seit der Finanzkrise wieder einmal nur „Make America‘s richest richer again“.

Vergleichbare Einkommens- und Vermögensverteilungen wie in den USA kennt man sonst nur aus höchst korrupten Bananenrepubliken.

Auch die Höchststände der Aktienindizes zeichnen ein verzerrtes Bild. Einerseits gingen sie in den letzten Jahren zu großen Teilen auf das Konto nur einiger weniger hoch spekulierter Technologietitel (v.a. die sogenannten FAANG-Aktien). Die breite Mehrheit der amerikanischen Einzeltitel befindet sich schon länger eher in einem Seitwärtstrend. Andererseits befänden sich auch die amerikanischen Märkte längst in einem ausgewachsenen Bärenmarkt, wäre da nicht die rekordhohe Nachfrage aus unternehmenseigenen Aktienrückkaufprogrammen, welche von Goldman Sachs für 2018 auf unvorstellbare 1.000 Milliarden Dollar geschätzt werden. Finanziert wurden diese Geschenke der Unternehmen an ihre Aktionäre vor allem durch die Aufnahme neuer - und dank der historisch niedrigen Zinsen extrem günstiger - Kredite.

Das bringt mich zu Amerikas eigentlichem und größten Problem: Wachstum und Stärke entbehren der realwirtschaftlichen Substanz, sind zeitlich beschränkte Wohlstandsillusionen basierend auf inflationären Vermögenswertblasen und einem Berg von faulen Schulden auf der Gegenseite. Und damit meine ich bei weitem nicht nur die mit Kredit gehebelten Aktieninvestments, welche mit deutlich über 3 Prozent des BIPs die alten Vorkrisen-Höchststände aus den Jahren 2000 und 2007 weit hinter sich gelassen haben und damit eine extreme Crash-Gefahr implizieren.

Privathaushalte, Unternehmen und Staat sind ausnahmslos (relativ zu ihren Einkommen) weit über den Niveaus vor der letzten Finanzkrise verschuldet. Wagt man zudem noch einen Blick auf die prekäre Unterfinanzierung der Pensionsfonds und die explodierenden Kosten des Gesundheitswesens bleiben objektiv betrachtet wenig andere Schlussfolgerungen übrig:

Die Wirtschaftsmacht USA ist weit über ihre realwirtschaftliche Tragfähigkeit überschuldet und hätte schon vor langem die Zahlungsunfähigkeit erklären müssen.

Ich wiederhole diesen Realitätscheck in meinen Artikeln nur deshalb so gebetsmühlenartig, um Ihnen eines so deutlich wie möglich zu machen: Die Narrative der Regierung und der Fed zur wirtschaftlichen Situation in den Staaten entspricht schlichtweg nicht den Tatsachen und kann zu gefährlichen Fehlannahmen über die, für die Allgemeinheit äußerst schädliche, Geld- und Wirtschaftspolitik führen.

Doch warum sollte der Öffentlichkeit bewusst dieses falsche Bild vermittelt werden?

Nun, zum einen versuchen Regierung und Zentralbank natürlich immer, ihre Lobby-Politik als erfolgreich für jedermann darzustellen. Das hält die Zustimmung aufrecht und ermöglicht die protestfreie Fortsetzung einer Politik, die im Endergebnis offensichtlich nur einer kleinen Elite von Superreichen zu Gute kommt.

Zum anderen aber, und das dürfte der weitaus wichtigere Grund sein, ist der Petro-Dollar-Status seit seiner Etablierung in den 70er Jahren erstmals ernsthaft gefährdet – und mit ihm Amerikas Vormachtstellung und enorme Privilegien gegenüber dem Rest der Welt. (Siehe hierzu „Der Sturz des Petrodollar“ oder „Chinas goldene Alternative zum Petrodollar“) Allem voran droht die USA ihre nahezu unbegrenzte Verschuldungsmöglichkeit gegenüber dem Ausland mit aus dem Nichts erschaffenen US-Dollar zu verlieren.

Es ist einzig und allein dieser Magie unbegrenzter Geldschöpfung der Weltreservewährung zu verdanken, dass sich das „Imperium Americanum“ der beschriebenen faktischen Insolvenz bisher nicht stellen musste.

Ein offener Umgang mit dieser akuten Gefahr gegenüber den internationalen Gläubigern und der Bevölkerung hätte einen enormen Vertrauensverlust in die Wertstabilität der ungedeckten Währung zur Folge. Die resultierende Flucht aus dem Dollar würde den Verfallsprozess nur noch wesentlich beschleunigen, womit zumindest die Motivlage hinter der anhaltenden Desinformationskampagne ausreichend dargelegt sein sollte.

Bevor ich sie nun auf die detaillierten Ausführungen in Teil 2 dieses Artikels vertröste, fasse ich meine These hier zum besseren Verständnis noch einmal kurz zusammen: Die USA muss die Zinsen nicht wegen drohender wirtschaftlicher Überhitzung oder unkontrollierter Inflation anheben. Sie muss diese Dollarverknappung in Kombination mit den Handelskriegen und Sanktionen als ihre wirksamste nicht-militärische Waffe gegen die aufbegehrenden Gegner des Petrodollars einsetzen. Hinzu kommt ein weiterer Faktor, der mindestens ebenso gewichtig ist:

Die ausufernde Neuverschuldung der Regierung Trump wäre ohne die attraktiveren Zinssätze schlichtweg nicht mehr am Markt zu platzieren gewesen. Das bedeutet, die Fed wird ihre Zinspolitik möglicherweise selbst bei einer deutlich zu Tage tretenden Rezession nicht umkehren können.

Man kann schlussfolgern, dass die neuverschuldungsbasierte Wachstumsillusion der „Trumponomics“ zusammen mit den geschönten Statistiken als unverzichtbare Korrekturmaßnahme und öffentliche Rechtfertigung für eine andernfalls höchst konjunkturschädliche Geldpolitik benötigt wird.

Die Schuldenniveaus in den USA und in vielen Teilen der Welt haben sich den niedrigen Kreditzinsen nach der Krise angepasst und sind vom „billigen Geld“ vollständig abhängig geworden. Viele Schuldner im In- und Ausland werden den mittlerweile 450-prozentigen Anstieg der US-Leitzinsen nicht mehr lange überstehen. Unsere in sich fehlkonstruierten Kreditgeld- und Bankensysteme werden Abschreibungen im großen Maßstab nicht Stand halten können, aller Regulierung, Rettungssysteme und Kapitalpolster zum Trotz.

Fangen Sie daher besser zu früh als zu spät damit an, Ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen und Ihr Portfolio auf stürmischere Zeiten vorzubereiten. Wenn der Riese USA sich selber und seinen Beziehungen zum Rest der Welt so massiven Schaden zufügt, um seine Machtbasis zu verteidigen, sollten Sie besser kein Szenario mehr ausschließen.

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Diplom-Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Filialleiter eines Edelmetallhändlers in Hamburg. Seine Spezialgebiete sind physische Edelmetallinvestments, sowie Blockchain und Kryptowährungen. In seinen Marktanalysen beleuchtet er das wirtschaftspolitische Big Picture.

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