Ende der Zinserhöhungen, China und OPEC+

Steigt der Ölpreis wieder über 100 USD?

GoldGeldWelt Redaktion - 20.04.2023

Der Ölpreis hat zuletzt deutlich zugelegt. Endende Zinserhöhungen in den USA, die OPEC+ Förderkürzungen und eine hohe Nachfrage aus China könnten den Markt rasch wieder über die Marke von 100 USD befördern.

65,14 USD kostete WTI US Öl am 20. März. Aktuell notiert der Markt bei 79,22 USD. Der Kursanstieg in den letzten Wochen: 21,6 %. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Brent. Am 2. März wurden hier 71,19 USD gezahlt - aktuell sind es 83,25 USD. Der Kursanstieg: Rund 17 %.

Dem Ölmarkt fehlen mehr als 2,1 Mrd. Barrel pro Tag

Auch wenn sich der Markt in den letzten Tagen ein wenig beruhigt hat, könnte der Ölpreis rasch Fahrt Richtung 100 USD aufnehmen. Ein wesentlicher Grund dafür ist die Ankündigung des Kartells OPEC+, die Fördermengen deutlich zu verringern. 1,66 Millionen Barrel pro Tag sollen ab Mai weniger fließen. Die Ankündigung hatte den Markt bereits getrieben, wirkt derzeit aber noch nicht vollständig, da die Kürzung noch nicht in Kraft getreten ist.

Die russische Kürzung der Förderung im Umfang von 0,5 Mio. Barrel ist dagegen bereits in Kraft. Insgesamt stehen dem Markt also bald rund 2,1 Millionen Barrel pro Tag weniger zur Verfügung. Die Förderung in den USA wird – trotz jüngst genehmigtem Pipeline-Projekt – in diesem Jahr allenfalls leicht wachsen - könnte aber aufgrund von Unsicherheiten und der hohen Volatilität beim Ölpreis sogar minimal zurückgehen. Die weltweite Nachfrage wird in diesem Jahr laut OPEC um 2,32 Mio. Barrel pro Tag steigen.

Die Börsen-Zeitung berichtet über eine Analyse der DZ Bank, die von einer strukturellen Unterversorgung des Rohölmarktes ausgeht. Die Analysten gehen von einer steigenden Nachfrage insbesondere aus China aus und halten an ihrer Prognose von 100 USD pro Barrel (Brent) für den Herbst 2023 fest.

J.P. Morgan: Ende der Zinserhöhungen treibt Ölpreis

Analysten von J.P. Morgan gehen davon aus, dass der Rohölmarkt - anders als der Aktienmarkt – von einem Ende der Zinserhöhungen in den USA nach oben getrieben werden dürfte. Die Analysten verweisen auf fünf verschiedene Zinserhöhungszyklen seit 1988 vor dem aktuellen Zinserhöhungszyklus. In allen Zyklen sei der Preis für Brent Rohöl in den drei Monaten nach der letzten Zinserhöhung um durchschnittlich 9 % gestiegen.

Allerdings bemerkt J.P. Morgan auch, dass die Zinserhöhungen die Konjunktur belasten, was sich wiederum auf die Nachfrage nach Rohöl auswirkt. In den Zinserhöhungszyklen von 2000, 2006 und 2018 gaben die Ölpreise innerhalb von 30 Monaten nach der letzten Zinserhöhung im Vergleich zu ihren Höchstständen um mehr als 25 % nach.

Die meisten Analysten gehen derzeit von einem Ende der Zinserhöhungen spätestens im Sommer aus. Am Mittwoch wurden jedoch Daten veröffentlicht, die zumindest kurzzeitig Zweifel säten.

Die Inflation in Großbritannien lag im März mit 10,1 % deutlich höher als im Durchschnitt erwartet (9,8 %). Die Kernrate lag mit 6,2 % unverändert. Damit lag die Inflationsrate in Großbritannien rund doppelt so hoch wie in den USA.

Dies wird vor allem auf die Energiepreise zurückgeführt. Diese lagen im März in den USA um 6,4 % niedriger als ein Jahr zuvor. In Großbritannien stiegen die Preise dagegen auf Jahressicht um 40,5 %.

Sollte sich die Inflation auch andernorts hartnäckiger als erwartet entwickeln, könnte das Ende der Zinserhöhungen schnell vom Tisch sein.

Ölpreis: Die Musik spielt in China

Die Musik beim Ölpreis spielt jedoch in China. Die Volkswirtschaft im Reich der Mitte sendete zuletzt gemischte Signale aus. Im ersten Quartal war die chinesische Wirtschaft mit 4,5 % stärker gewachsen als im Durchschnitt der Prognosen (4 %) erwartet. Gleichzeitig wurde das Jahresziel der Regierung verfehlt. Dieses liegt bei 5 % - so niedrig wie seit mehr als 25 Jahren nicht mehr.

Positiv fielen die Einzelhandelsumsätze im März aus. Hier gab es einen Zuwachs um 10,6 Prozent. Die Industrieproduktion legte um 3,9 % zu, die Anlageninvestitionen um 4,8 %. Die Arbeitslosenquote ging auf 5,3 % (Februar: 5,6 %) zurück.

Es gab jedoch auch schwache Daten. So wurde für die Immobilieninvestitionen im ersten Quartal ein Rückgang um 5,8 % gemeldet. Die Investitionen des Privatsektors legten um lediglich 0,6 % zu.

Sollte die Wirtschaft in China wieder vollständig Fahrt aufnehmen, dürften die Ölpreise rasch in Richtung 100 USD steigen. Die tägliche Nachfrage aus China wird in diesem Jahr rund 16 Mio. Barrel erreichen. Die OPEC geht davon aus, dass die Nachfrage aus der Volksrepublik in diesem Jahr um 730.000 Barrel täglich steigt.

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