Sind Aktien 2017 überbewertet? Ein Blick auf das KGV
Das Ibbotson Chartbild zeigt deutlich, dass Aktien als Produktivanlage im langfristigen, inflationsbereinigten Verlauf die wahrscheinlich beste Anlageklasse sind (Immobilien fehlen in diesem Vergleich). Selbst wenn Sie als treuer Leser von goldgeldwelt.de an die fundamentale Möglichkeit für einen Börsencrash und generell an die Vorteile der Anlageklasse Edelmetalle glauben, sollten Sie grundsätzlich immer den Trend im Hinterkopf haben, dass Aktien langfristig outperformen werden.
Um Ihnen einen allgemeinen Einblick in die Bewertung von Aktien von technischer Seite aus zu geben, möchte ich im Folgenden weniger auf konkrete Aktienkurse eingehen, sondern vielmehr ganze Indizes in Relation zum erwirtschafteten Gewinn oder Umsatz setzen, um im historischen Kontext Hinweise auf mögliche Über- oder Unterbewertungen zu erlangen.
Ein Blick auf das KGV
Eine der populärsten ökonomischen Kennzahlen zur Bewertung von Aktien ist das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, engl. P/E ratio). Hierbei wird der Kurs einer Aktie in Relation zu dem für den Vergleichszeitraum gegebenen bzw. erwarteten Gewinn je Aktie gesetzt.
Das hier am Beispiel des amerikanischen S&P500 Index gezeigte KGV von 26,17 deutet auf eine relative Überbewertung US-amerikanischer Aktien im historischen Kontext hin (langfristiger Durchschnitt = 15,63).
Geben Sie sich aber bitte nicht mit Aussagen zu einem einzigen (durchaus großen) Index zufrieden. Betrachten wir das KGV des Dow Jones, einem Index der die größten US-amerikanischen Aktienunternehmen umfasst, deutet ein KGV von 21,44 (Stand: 16.01.2017) im Vergleich zu den letzten 32 Jahren (Durchschnitt = ca. 25) eher auf eine leichte relative Unterbewertung hin. Auch ein aktuelles KGV des deutschen Aktienindex DAX von ca. 14 (Stand: 16.01.2017) ist niedriger als sein historischer Durchschnitt der letzten 30 Jahre mit einem Wert von 19 (Quelle: boerse.de).
Die in dieser Analyse dargestellten Kurs-Gewinn-Verhältnisse wichtiger Indizes zeigen ein differenziertes Bild. Wie Sie sehen ist es schwierig, eine Aussage über die Bewertung des gesamten Aktienmarktes zu machen. Um individuelle Anlageentscheidungen zu treffen sollte natürlich eine (Bilanz)-Analyse spezifischer Unternehmen durchgeführt werden. Dennoch offenbart die Analyse ganzer Indizes oft wichtige große Trends der Märkte.
Ein Blick auf das Shiller-KGV
Das sogenannte Shiller-KGV (auch CAPE = Cyclically Adjusted PE), wurde vom US-Ökonom und Nobelpreisträger Robert J. Shiller als Variante eines 10-Jahres KGV entwickelt. Im Gegensatz zum klassischen KGV dient nicht der durch temporäre Sondereinflüsse oft wenig aussagekräftige Vorjahresgewinn als Berechnungsgrundlage, sondern der inflationsbereinigte mittlere Gewinn der letzten zehn Jahre.
Je niedriger das Shiller-KGV, ist, desto “günstiger” die Bewertung von Unternehmen am Aktienmarkt. Im historischen Kontext bietet ein Einstieg bei günstigen Bewertungen größere Chancen auf künftige Kurssteigerungen.
Das hier am Beispiel des amerikanischen S&P500 Index gezeigte Shiller-KGV von 28,13 deutet auf eine deutliche relative Überbewertung amerikanischer Aktien im historischen Kontext hin (langfristiger Durchschnitt = 16,71).
Ein Blick auf das KUV
Erwirtschaftet ein Unternehmen aktuell keinen Gewinn, ist es natürlich schwierig, mit dem KGV zu arbeiten. Prominente große Unternehmen, die bis heute Verluste machen sind z.B. Tesla und Uber. Das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV, engl: Price to sales ratio) setzt Aktienkurse deshalb mit dem Umsatz, statt mit dem Gewinn in Relation. Das KUV des S&P 500 hat mittlerweile einem Wert von 2,01 und hat somit sein Allzeit-Hoch erreicht und sogar die hohen Bewertungen des Jahres 2000 durchbrochen.
Das KUV ist eine oft unterschätzte Kennzahl. Da hier Bilanzierungstricks wie Aktienrückkäufe nicht ins Gewicht fallen, handelt es sich dennoch um einen informativen Indikator zur Bewertung.
Die hier dargestellten Beispiele zeigen selbstverständlich nur einen kleinen Ausschnitt der Realität und rechtfertigen keinesfalls eine finale Einschätzung zur Bewertung der Aktienmärkten 2017 (vor allem da überwiegend der amerikanische Markt betrachtet wurde).
Wenn Sie sich für meine grundlegendere Einschätzung interessieren, wie sich Aktien (bis zum nächsten Crash) entwickeln könnten und warum, sollten Sie unseren kostenlosen Newsletter abonnieren und den zweiteiligen Artikel Warum Aktien weiter steigen und schließlich crashen werden lesen.
Beste Grüße
Florian Munsch
Herausgeber