Neue Rekorde: ETFs bleiben der Goldstandard

10,5 Mrd. USD haben Anleger weltweit in ETFs und ETPs investiert. Der Markt wächst weiter dynamisch – auch, weil es viele Sparpläne gibt und Börsen-Neulinge dem Segment gegenüber sehr aufgeschlossen sind. Die Zinswende hat Anleihe- und Geldmarkt-ETFs wiederbelebt.

Wie das Analysehaus ETFGI in dieser Woche berichtete, waren Ende Juni weltweit mehr als 10,2 Billionen USD in börsengehandelten Indexfonds angelegt. Weitere 300 Milliarden USD entfielen auf Exchange Traded Product (ETPs).

Neuer ETF-Rekord: AUM bei 10,5 Billionen USD

Das Gesamtvolumen von 10,5 Billionen USD markiert einen neuen Rekord und übersteigt auch die bisherige Höchstmarke von 10,0 Billionen USD Ende 2021. Im Vergleich zum Jahreswechsel gibt sich ein Anstieg des verwalteten Volumens um 13,5 %. Auch in Europa wurde ein neuer Rekord erzielt. ETFs zu ETPs vereinen nun 1,63 Billionen USD Asset Under Management (AUM) – ein Plus von 14,6 % im Vergleich zum Ende des Vorjahres.

Dabei gehen die neuen Rekorde nicht nur auf den Anstieg der Aktienmärkte zurück. ETFGI zufolge gab es auch erhebliche Nettomittelzuflüsse. Diese beliefen sich im ersten Halbjahr weltweit auf 376 Milliarden USD. In Europa zahlten Anleger 72 Milliarden USD mehr in ETFs und ETPs ein, als sie umgekehrt entnahmen. Die Dynamik ist ungebrochen. Allein im Juni flossen global 103 Milliarden USD in passive Investments (Europa: 10,3 Milliarden USD).

49. Monat in Folge mit Nettomittelzuflüssen

Der Juni war damit sind den Daten zufolge der 49. Monat in Folge mit positivem Nettomittelzuflüssen. In den vergangenen zehn Jahren lag die durchschnittliche weltweite Wachstumsrate des ETF-Segments bei 15,9 %.

Dies geht einher mit einem ständig wachsenden Produktangebot. Weltweit gibt es mittlerweile mehr als 11.400 ETFs und ETPs. Davon entfällt ein großer Teil auf den Geld- und Anleihemarkt – im aktuellen Marktumfeld ein Segment von wachsender Bedeutung. In Anleihe-ETFs flossen im ersten Halbjahr 142 Mrd. Dollar.

Die „Börsen-Zeitung“ kommentiert: „ETFs sind inzwischen preiswerte Alleskönner, es gibt nicht nur Standardprodukte auf die großen bekannten Aktienindizes, sondern auch immer mehr aktive und nachhaltig ausgerichtete ETFs.“

Diese werden nicht nur durch Privatanleger, sondern auch durch institutionelle Marktteilnehmer genutzt – etwa, um den Anleiheanteil in verwalteten Portfolios aufzustocken. Vermögensverwalter profitieren dabei von besserer Liquidität und geringeren Kosten als beim Kauf einzelner Schuldtitel.

Thematisch ETFs liegen im Trend – ESG-Boom ertappt

ETFGI zufolge erfreuen sich auch thematische ETFs wachsender Beliebtheit. Die Mittelzuflüsse im ersten Halbjahr erreichten demnach 19,11 Milliarden USD - der vierthöchste Wert seit Beginn der Datenerhebung. Das in Themen-ETFs investierte Gesamtvermögen stieg – auch durch Kurszuwächse – auf 261 Milliarden USD.

Mit dem iShares North American Natural Resources ETF war 2001 der erste thematische ETF eingeführt worden. Seitdem ist das Produktangebot rasant gewachsen: Laut ETFGI gab es im Juni weltweit 1449 Themen ETFs von 263 Anbietern.

Wie die Börsen-Zeitung unter Berufung auf Daten von Morningstar weiter berichtet, scheint das Interesse an ETFs mit ESG-Ausrichtung (ESG: Environment, Social, Governance) dagegen etwas abzuebben. Im zweiten Quartal gingen die Mittelzuflüsse zurück. „Nachhaltige ETFs dürften durchaus gefragt bleiben, aber eben wohl nur im Einklang mit den traditionellen Investitionskriterien wie Performance und Risiko“, so der Bericht.

3,85 Mio. ETF Sparpläne in Deutschland

Das Blatt berichtet zudem unter Berufung auf Daten des Informationsportals ExtraETF, dass in Deutschland derzeit 3,85 Millionen ETF Sparpläne existieren. Dies spricht dafür, dass das Interesse an ETFs auch weiterhin groß bleibt und sich die Anbieter auf Mittelzuflüsse freuen können.

In diese Richtung weist auch eine Studie von Yougov im Auftrag des US-Vermögensverwalters Blackrock, die im Mai veröffentlicht wurde. Die Studie kommt zu dem Schluss, dass die ETF-Märkte in Europa dynamisch wachsen, immer mehr Investoren auch bei ihrem Start an der Börse zu ETFs greifen und die ETF-Anleger dabei immer jünger werden.

Untersucht wurde die Situation in 14 europäischen Ländern, darunter Deutschland und Österreich. Laut der Studie könnte die Zahl der europäischen ETF-Anleger in den kommen zwölf Monaten um fast ein Drittel steigen.