IPOs und Marktkapitalisierung

New York hängt London und Co. als Börsenstandort ab

GoldGeldWelt Redaktion - 10.03.2023

Die US Börsen verstärken ihre Anziehungskraft, London und andere Standorte verlieren an Bedeutung.

New York baut seinen Status als wichtigster Börsenplatz der Welt weiter aus. Das Magazin „The Economist“ berichtet über mehrere Entwicklungen der jüngeren Vergangenheit, die das Interesse von Unternehmen an NYSE und NASDAQ belegen.

Die japanische Softbank entschied am 3. März, ihren britischen Chip-Hersteller Arm ausschließlich in New York notieren zu lassen. Dabei hatte sich die Politik nach Kräften um eine Notierung an der London Stock Exchange bemüht. Premierminister Rishi Sunak hatte sich Ende des vergangenen Jahres mit Arm CEO Rene Haas und Softbank-Chef Masayoshi Son getroffen.

Eine Notierung an zwei Standorten lehnt Arm aus Kostengründen ab. Aber auch regulatorische Auflagen etwa im Hinblick auf Regeln zur Offenlegung von Transaktionen haben zur Entscheidung für New York beigetragen.

Es war nicht der erste Fall. Am 2. März hatte das in London notierte Baustoffunternehmen CRH mitgeteilt, seine erste Notierung nach New York zu verlagern. CRH ist ein Spezialist für Baumaterialien und wird an der Börse aktuell mit 36 Milliarden EUR bewertet.

Unternehmen mit US-Listing werden höher bewertet

Nun gab es noch einen weiteren Fall: Der Softwarehersteller WANdisco – spezialisiert auf die Verarbeitung großer Datenmengen – kündigte am 6. März ein Listing in New York an. Das Unternehmen unterhält je eine Zentrale im britischen Sheffield sowie im kalifornischen San Ramon. Zunächst bleibt WANdisco auch weiterhin im LSE Segment für kleine und mittlere Unternehmen gelistet. Doch die die Sorge vor einem vollständigen Umzug ist begründet.

In Panik will die London Stock Exchange (LSE) deswegen nicht verfallen. LSE-Chef David Schwimmer verweist auf die grenzüberschreitenden Aktivitäten vieler Unternehmen Großbritanniens. „Wenn Unternehmen, die solche Entscheidungen treffen, den Schwerpunkt ihres Geschäftes in den USA haben, dann ist das nun mal so“. London bleibe ein begehrter Börsenstandort.

Tatsächlich erzielte zum Beispiel CRH den Großteil seines Gewinns in Nordamerika. Zudem ist das Unternehmen mit Hauptsitz  in Dublin ansässig. Ein weiterer Grund für das Interesse an einem US-Listing sind jedoch die höheren Bewertungen auf der anderen Seite des Atlantiks.

Das 2023er KGV von CRH liegt bei rund 14,5 – dabei ist der Aktienkurs nach der Bekanntgabe des US Listings deutlich von 44 auf 49 EUR gestiegen (Kurse der Stuttgarter Börse). Viele vergleichbare Unternehmen mit Notierung in den USA werden mit einem KGV von 25-30 bewertet.

US-Börsen bieten beste Liquidität

Diese Tendenz zu einer höheren Bewertung gilt auch für den Vergleich des gesamten US-Aktienmarktes mit anderen Märkten. So beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis im DAX aktuell 13,7 (Stand 9. März). Im EuroStoxx50 liegt das KGV bei 14,55, im FTSE100 bei 12,1.

Deutlich höhere Bewertungen sind in den USA aufgerufen. Das Dow Jones KGV lag in der Mitte dieser Woche über 19,7, das KGV im S&P500 bei 21,8. Diese Bewertungsdifferenz lässt sich bereits seit Jahren beobachten.

Gleichzeitig bieten US-Börsen ein Höchstmaß an Liquidität – während der Handel an anderen Standorten wie London, aber auch Hongkong zurückgeht. Die Handelsaktivität im britischen FTSE100 etwa hat sich in den letzten 20 Jahren um rund zwei Drittel verringert. Dazu trägt das rückläufige Interesse britischer Pensionsfonds an britischen Aktien bei. Die Pensionsfonds müssen heute sehr viel weniger inländische Aktien halten als früher, als noch andere Vorschriften der Rechnungslegung galten.

Dabei zeigt der Trend Handelsaktivität global gesehen nach oben. Laut der World Federation of Exchanges wurden 2021 Aktien im Wert von knapp 160 Billion USD gehandelt (in knapp 46 Milliarden Transaktionen). Dies markiert einen Rekord.

Auch Hongkong verliert an Ansehen

In den letzten vier Quartalen kam es an US-Börsen zu IPOs ausländischer Unternehmen im Umfang von 24 Mrd. USD  - achtmal so viel wie in London und Hongkong zusammen. 2019 lag dieser Wert lediglich dreimal so hoch.

Hongkong war neben London lange ein attraktiver Börsenplatz und konnte u.a. Rusal, Prada und Samsonite für ein Listing gewinnen, Mittlerweile sind vor allem chinesische Unternehmen an einer Notierung interessiert.

Doch auch chinesische Unternehmen – die in den kommenden Jahren möglicherweise mit US-Sanktionen rechnen müssen – streben häufig ein US-Listing an. Im vergangenen Monat erlöste das Elektronikunternehmen Hesai Group bei seinem NASDAQ IPO 190 Mio. USD. Das Modeunternehmen Shein plant Berichten zufolge ebenfalls ein Listing in New York.

Ein Blick auf die gelistete Marktkapitalisierung verdeutlicht die Kräfteverhältnisse. An der NYSE waren im vergangenen Oktober Unternehmen im Wert von 22,77 Bio. USD notiert. Den zweiten Platz im globalen Ranking belegte die NASDAQ mit 16,24 Billionen USD. Erst mit deutlichem Abstand folgte Shanghai mit 6,74 Billionen. Hongkong (4,56) und London (3,1) lagen weit dahinter.  Bei den IPOs lag die NASDAQ im starken IPO-Jahr 2021 vor Shanghai.

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