Geldpolitik

Leitzinsen: Die Zinsen könnten länger hoch bleiben als gedacht

GoldGeldWelt Redaktion - 28.07.2023

Marktteilnehmer dies- und jenseits des Atlantiks rechnen mit einem baldigen Ende der Zinserhöhungen. Doch ausgemacht ist dies nicht. Doch jüngste Daten stellen eine baldige Lockerung der Geldpolitik in Frage.

Inflationsdaten aus den Bundesländern werden häufig als Indikator für die Inflationsentwicklung in Deutschland genutzt. Und hier sieht es nicht nach einer signifikanten Abschwächung aus. Wie das Bayerische Landesamt für Statistik am Freitag meldete, lag die Inflation im Freistaat im Juli bei 6,1 % gemessen am Vorjahresmonat.

Inflation: Bayern +6,1 %, NRW +5,8 %

Im Vergleich zum Juni (6,2 %) ergibt sich damit nur ein minimaler Rückgang. Im Vergleich zum Vormonat stiegen die Preise mit 0,40 % ebenfalls recht stark. Die Kerninflationsrate lag im Juli bei 5,8 %.

Auch in NRW zeigt sich die Inflationsrate nicht, wie von der Politik erhofft, im freien Fall. Im Juli lagen die Preise 5,8% höher als im Vorjahr. Die Kerninflation gibt die Statistikbehörde mit 5,4 % an. Die beiden wirtschafsstarken Bundesländern liegen damit fernab vom Inflationsziel der EZB, das bei 2 % liegt.

In manchen Medien wird spekuliert, die hohe Teuerungsrate sei auch auf einen Basiseffekt zurückzuführen: Schließlich habe es vor einem Jahr das 9-EUR-Ticket gegeben. Diese Argumentation übersieht allerdings, dass auch andere staatliche Interventionen in die Preise laufen, die demnächst gegenteilig wirken. So wird etwa der Mehrwertsteuersatz für Speisen in der Gastronomie zum Jahreswechsel wieder auf 19 % steigen.

Bemerkenswert sind die hohen Teuerungsraten auch vor dem Hintergrund der deutlich gesunkenen Rohstoffpreise – und des schwachen Wirtschaftswachstums in Deutschland. Die Gretchenfrage: In welchem Inflationstrend befindet sich die Wirtschaft, sollte die Konjunktur wieder anziehen und sollten gleichzeitig die Rohstoffpreise wieder steigen?

Es ist deshalb nicht ausgemacht, dass die Zinserhöhungen der EZB – gestern wurde der Leitzins auf 4,25 % erhöht – bald enden. Ebenso ist nicht sicher, dass sich an die letzte Zinserhöhung rasch deutliche Zinssenkungen anschließen.

Robuste US-Konjunktur: Märkte reagieren auffällig stark

Auffällig war auch die Marktentwicklung am späteren Donnerstag. Aus den USA – die Federal Reserve hatte den Leitzins in dieser Woche auf eine Spanne von 5,25 % bis 5,5 % und damit auf den höchsten Stand seit 22 Jahren erhöht – kamen überraschend starke Konjunkturdaten.

Das Bruttoinlandsprodukt wuchs im zweiten Quartal mit einer saison- und inflationsbereinigten Jahresrate von 2,4 %. Das ist mehr als Analysten erwartet hatten – und bedeutet eine Zunahme des Wachstums gegenüber dem ersten Quartal (+2 %).

Getragen wurde das Wachstum vor allem durch deutlich stärkere Unternehmensinvestitionen – ein klarer Hinweis darauf, dass die Rezessionssorgen auf der anderen Seite des Atlantiks übertrieben sind. Eine starke Konjunktur erhöht jedoch auch die Inflationsrisiken. Auch in den USA ist deshalb nicht ausgemacht, dass die Zinserhöhungen – wie derzeit vom Markt erwartet – im Herbst enden und sich dann irgendwann Zinssenkungen anschließen.

Die Märkte schienen am Donnerstagabend genau dies zu befürchten: Die Rendite zehnjähriger US-Staatsanleihen schoss über die Marke von 4 %, Gold gab ebenso nach wie der Euro.

Preise für Energie und Rohstoffe sind niedrig

Die Preise für Energie und Rohstoffe sind auf dem Weltmarkt niedrig. Dies liegt auch daran, dass die chinesische Konjunktur hinter den Erwartungen zurückbleibt. Ein Barrel WTI US-ÖL kostet derzeit rund 80 USD – etwa ein Drittel weniger als zu den Höchstständen Ende 2021/Anfang 2022 gezahlt wurden. Der Ölpreis liegt auch deutlich niedriger als vor einem Jahr und sollte damit in die aktuell ausgewiesenen Inflationsraten dämpfend einfließen.

Bei anderen Rohstoffen zeigt sich ein ähnliches Bild. Der breit gefasste Bloomberg Commodity Index, der die Preisentwicklung von Terminkontrakten auf Energie, Getreide, Edel- und Industriemetalle, Agrarrohstoffe und Lebendvieh abbildet, notiert aktuell fast ein Viertel unter seinem Höchststand von Juni 2022. Auch daraus ergibt sich ein dämpfender Effekt auf die aktuellen Inflationsraten.

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