Zentralbanken und Bargeld

Digitaler Euro: Kommt er schon 2026?

GoldGeldWelt Redaktion - 13.07.2023

Der digitale Euro könnte schon 2026 kommen. Doch das ist erst der Anfang: BIZ und IWF fordern nicht weniger als eine Revolution des globalen Finanzsystems und die Zentralisierung auf einer Plattform. Doch es gibt auch Gegenstimmen.

So könnte digitales Bargeld funktionieren

die europäische Zentralbank (EZB) will mit digitalem Bargeld eine Alternative zu bestehenden digitalen Zahlungsdiensten erschaffen. Mit einer Wallet – die z.B. auf dem Smartphone installiert sein kann  - sollen Bürger im gesamten Währungsgebiet mit dem digitalen Euro bezahlen können. Händler wären dann verpflichtet, die Digitalwährung zu akzeptieren, da es sich um ein gesetzliches Zahlungsmittel handelt. Auch Offline-Zahlungen sollen möglich sein.

Digitale Zahlungen sind auch jetzt schon möglich – allerdings nicht mit Zentralbankgeld, sondern ausschließlich über Banken und andere Zahlungsdienstleister. Dies würde sich ändern: Der digitale Euro wäre ebenso wie Bargeld kein Giralgeld, sondern Zentralbankgeld.

Genau wie bei einer Bargeldtransaktion könnten Zahlungen dann künftig ohne zwischengeschaltet Bank abgewickelt werden. Die Tagesschau zitiert dazu den Payment-Experten Rudolf Linsenbarth: "Ich kann ihnen Geld überreichen - genau wie Bargeld, ohne dass eine dritte Partei eingebunden ist." 

Die Politik glaubt, nicht auf eine virtuelle Währung verzichten zu können und verweist auf die große Zahl der Länder, die an solchen Lösungen arbeiten. EU- Kommissionsvize Valdis Dombrovskis etwa glaubt, dass „der Euro als die am zweithäufigsten verwendete Währung der Welt nicht zurückstehen“ dürfe.

Bis 2030 schon 24 Retail CBDCs?

Tatsächlich gibt es weltweit große Bestrebungen zur Einführung digitalen Zentralbankgelds. So berichtet die „Börsen-Zeitung“ über eine Umfrage der Zentralbank der Zentralbanken BIZ zum Thema. Demnach beschäftigten sich im vergangenen Jahr 90 % der befragten Notenbanken mit dem Thema Retail CBDC.

CBDC steht für Central Bank Digital Currency und meint zunächst eine Währung für den Interbanken-Zahlungsverkehr. Mit dem Zusatz „Retail“ sind virtuelle Zentralbankwährungen gemeint, die für alle Bürger zugänglich sind.

Mehr als die Hälfte der 86 befragten Zentralbanken bereits mit virtuellen Währungen experimentiert oder an einem Pilotprojekt zum Thema gearbeitet. Bis zum Jahr 2030 könnten bereits zwei Dutzend Retail CBDCs im Umlauf sein. Die EZB will im Herbst entscheiden, ob der digitale Euro eingeführt wird. Sollte die Entscheidung für die Einführung fallen, könnte es bereits 2026 so weit sein. Bundesbankpräsident Joachim Nagel rechnet eher mit 2027.

BIZ und IWF fordern Revolution des Geldsystems

Die BIZ hatte jüngst in ihrem Jahresbericht eine neue Infrastruktur für das globale Finanzsystem ins Spiel gebracht. Im Zentrum steht eine einheitliche Plattform, die in öffentlich-privater Trägerschaft betrieben werden soll. Die Plattform soll CBDC mit klassischen Bankeinlagen und anderen Assets kombinieren.

Hyun Song Shin, volkswirtschaftlicher Berater und Leiter Wirtschaftsforschung der BIZ wurde dazu zitiert: „„Die Zusammenführung von Zentralbankgeld, kommerziellem Geld und verschiedenen Vermögenswerten auf ein und derselben Plattform, die alle mit Token versehen sind und miteinander interagieren, eröffnet eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten. Dies würde die Art und Weise, wie wir über Geld denken und wie Transaktionen stattfinden, grundlegend verändern“. Die BIZ sieht verschiedene konkrete Vorteile wie eine schnellere Wertpapierabwicklung, sinkende Kreditkosten und einen besseren Zugang zu Krediten.

Pläne des IWF gehen in eine ähnliche Richtung.

Risiken für Bürger und Banken

Viele Bürger sehen den digitalen Euro allerdings kritisch. Befürchtet werden mehr staatliche Überwachung und auch die Möglichkeit zur zentral gesteuerten Enteignung. Die EU-Kommissarin Mairead McGuiness will aber „kein Big-Brother-Projekt“ sehen. Sie betonte, der Datenschutz werde „derselbe sein wie bei bestehenden privaten digitalen Zahlungsmitteln“.

Bei Offline-Zahlungen mit dem digitalen Euro sei der Datenschutz sogar noch höher und etwa vergleichbar mit einer Abhebung am Geldautomaten. Das bedeutet jedoch auch: Die Anonymität von Zahlungen mit physischem Bargeld wird nicht erreicht und ist auch nicht vorgesehen.

Die Bürger lehnen den digitalen Euro mehrheitlich ab. Eine Umfrage im Auftrag des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB) zufolge halten drei Viertel der Deutschen diese Neuerung für nicht notwendig.

Die Geschäftsbanken sehen die Entwicklung ebenfalls mit Sorge: Durch die Einführung einer digitalen Währung würden Bankeinlagen zur EZB abfließen. Sollten sich BIZ und IWF mit ihren Plänen durchsetzen, wäre im Extremfall auch mit der Wertpapierverwahrung nichts mehr zu verdienen. 

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