Ökonomie und Geopolitik

Chart: Der Ölmarkt ändert sich kurz- und langfristig

GoldGeldWelt Redaktion - 12.04.2023

Der Ölpreis steht nicht nur charttechnisch an einem entscheidenden Wendepunkt. Die rasant wachsende Nachfrage aus China und die forsch auftretende OPEC+ könnten die Preismechanik kurz- und langfristig verändern – und auch die Inflationsraten im Westen wieder hochtreiben.

Ob die OPEC+ Anfang April einen Blick auf den Ölpreischart geworfen hat, ist nicht überliefert. Tatsache ist aber, dass sich das technische Bild des Marktes nach der Entscheidung der Organisation am 02. April entscheidend veränderte. An jenem Sonntag kündigten Saudi-Arabien und weitere wichtige Ölproduzenten eine Drosselung der Förderung um 1 Mio. Barrel pro Tag bis zum Jahresende an.

WTI Ölpreis legt binnen Wochen um 24 % zu

Der Ölpreis konnte daraufhin wie auch schon in den beiden Wochen zuvor deutlich zulegen. Kostete ein Barrel WTI Mitte März noch rund 67 USD, werden am Markt aktuell mehr als 83 USD gezahlt. Dies entspricht einem Anstieg von 24 % in wenigen Wochen.

Vor der Nachricht über die Drosselung des Angebots hatte der Ölpreis eine charttechnisch relevante Konsolidierungsspanne nach unten verlassen – jetzt ist der Markt im Begriff, das obere Ende dieser Spanne zu durchbrechen. Dies könnte eine Trendumkehr nach oben markieren, nachdem der Ölpreis nach den Höchstständen in der ersten Jahreshälfte 2022 deutlich nachgegeben hatte.

OPEC+ positioniert sich zunehmend gegen USA

Für die Ölförderkürzung lassen sich - über die generellen Motive eines Kartells hinaus - verschiedene Gründe anführen. So hatten die USA etwa angekündigt, die angezapften strategischen Erdölreserven in nächster Zeit nicht wieder auffüllen zu wollen. Auch Sorgen vor einer möglichen Bankenkrise hatten auf den Ölpreis gedrückt.

Am wichtigsten: Zunehmende Unstimmigkeiten zwischen den USA und Saudi-Arabien prägen das Bild. Unter der Administration von Joe Biden hat sich die Beziehung zwischen beiden Staaten deutlich abgekühlt. Im vergangenen Jahr hatte Biden sich vor den MidtermElections eine höhere Ölproduktion durch Saudi-Arabien erhofft. Im November kündigte die OPEC+ dann stattdessen eine Drosselung der täglichen Produktion um 2 Millionen Barrel an.

Dies wurde in der US-Regierung als feindlicher Akt gewertet und als Annäherung der OPEC+ an Russland gewertet. Zu diesem Zerwürfnis kam es, obwohl Biden erst im Juli in Riad zu Gast war und dort auch den saudischen Kronprinzen besuchte, der aufgrund des Mordes an dem Journalisten Kashoggi eigentlich noch geächtet war.

Im März kam es dann zu einer durch China vermittelten Annäherung zwischen dem Iran und Saudi-Arabien: Ein Symbol dafür, dass China an Einfluss in der Golfregion gewinnt, während die Ordnungsmacht USA sich auf dem Rückzug befindet.

Der globale Ölhandel verlagert sich nach Asien

Doch die weitaus stärkste tektonische Veränderung auf dem Ölmarkt resultiert aus der drastisch steigenden Nachfrage aus Asien.

Im Jahr 2022 lag die weltweite Nachfrage bei 99,4 Millionen Barrel pro Tag. Für 2023 rechnet die OPEC mit einem Anstieg auf knapp 102 Million Barrel. Fast die Hälfte des Wachstums entfällt auf die höhere Nachfrage aus China.

Doch Indien holt auf. Laut OPEC wird der Subkontinent in weniger als 20 Jahren mehr Öl nachfragen als China. Das ist noch nicht alles: Die Nachfrage viele anderer asiatischer Länder nach Erdöl wächst ebenfalls rasant. Dies gilt etwa für Indonesien und Malaysia.

Der steigenden Nachfrage steht ein zunehmend knappes Angebot gegenüber. CEOs wie Amin Nasser von Aramco, Darren Woods von Exxon und Ben van Beurden von Shell hatten mehrfach darauf hingewiesen, dass es aufgrund eines zu knappen Angebots zu steigenden Preisen kommen würde.

Zum Preisdruck trägt bei, dass die Industrienationen sich derzeit stark auf CO2 Reduktionsziele konzentrieren und die dynamische Nachfrage aus dem Rest der Welt außer Acht lassen.

Auf dem Ölmarkt braut sich also etwas zusammen: Ein dauerhaft knappes Angebot, stark steigende Nachfrage aus dynamisch wachsenden, bevölkerungsreichen Ländern, Unterinvestitionen in der Ölproduktion in Industrieländern, wachsender Einfluss Chinas in der wichtigen Golfregion und eine selbstbewusste OPEC+. Höhere Ölpreise könnten auch die zuletzt rückläufigen Inflationsraten wieder befeuern – ein Aspekt, der derzeit kaum eingepreist ist.

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