Risikopuffer

Banken brauchen mehr Kapital

GoldGeldWelt Redaktion - 20.07.2023

In den USA bereiten die Aufsichtsbehörden höhere Kapitalanforderungen für Banken vor. Die Institute drohen mit einer Verknappung der Kreditvergabe. Auch in Europa könnten neue Forderungen auf die Kreditwirtschaft zukommen: Beim jüngsten Stresstest kam die EZB zu ganz anderen Ergebnissen als die Banken selbst.

Michael Barr, Regulierungschef der der US-Notenbank Federal Reserve, erklärte es, wie Regulatoren eben erklären: „Die Ereignisse der letzten Monate haben das Bedürfnis nach Bescheidenheit und Skepsis sowie nach einem Ansatz, der die Banken sowohl gegenüber bekannten als auch unerwarteten Risiken widerstandsfähig macht, nur noch verstärkt“. Im Klartext: Die Bankenregulierung will den Instituten höhere Kapitalpuffer vorschreiben.

2 USD zusätzlich pro 100 USD

Erwartet werden Vorschläge der Behörden noch im Sommer. Laut Wall Street Journal könnte die Regulierung den Instituten zusätzliche 2 USD Kapital pro 100 USD risikogewichteter Aktiva abverlangen. Kapital versteht sich dabei als der Risikopuffer, mit dem Banken Verluste auffangen können.

Der Wert von 2 % dürfte einen Durchschnitt darstellen. Wie viel zusätzliches Kapital die Banken genau vorhalten müssen, hängt auch von ihren Geschäftsfeldern ab. Barr sieht die größten Zuwächse bei den größten komplexesten Banken mit dem größten Handelsgeschäft.

Diese aber verweisen auf vergangene Stresstests und ihre Reaktion auf die US-Bankenpleiten im Frühjahr. Damals waren mehrere Großbanken eingesprungen und hatten 30 Milliarden USD an Einlagen in die First Republic Bank gepumpt.

Doch auch Institute, deren Erträge vor allem von Gebühren – etwa aus dem Investmentbanking oder der Vermögensberatung – stammen, müssen mit höheren Kapitalanforderungen rechnen.

Aus Sicht der Großbanken waren die Pleiten von First Republic und Silicon Valley Bank auf das Versagen von Management und Aufsichtsbehörden und nicht auf einen Kapitalmangel zurückzuführen. Höhere Kapitalanforderungen führen aus Sicht der Institute nur zu einer Einschränkung der Kreditvergabe und könnten damit der Wirtschaft schaden.

„Kapital ist nicht kostenlos“

Kevin Fromer, Leiter der Bankengruppe Financial Services Forum, etwa wird im Wall Street Journal zitiert: „Weitere Kapitalanforderungen an die größten US-Banken werden zu höheren Kreditkosten und weniger Krediten für Verbraucher und Unternehmen führen – was unsere Wirtschaft bremst und die Margen am härtesten trifft.“ Kapital sei nicht kostenlos.

Barr sieht das anders. Er schätzt, dass die Institute die Kapitalanforderungen in weniger als zwei Jahren durch Gewinne abdecken können. Tatsächlich hatten viele Großbanken in den Jahren 2021 und 2022 und auch noch ersten Quartal 2023 hohe Gewinne ausgewiesen. Die jüngsten Quartalszahlen fallen allerdings eher gemischt aus. Während die Bank of America, J.P. Morgan und Wells Fargo starke Zahlen vorlegten, fielen die Ergebnisse bei Citigroup, Morgan Stanley und Goldman Sachs weniger gut aus.

EZB rechnet anders als Banken

Auch in Europa zeichnen sich höhere Kapitalanforderungen ab. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat bei den diesjährigen Stresstests der Bankenaufsicht offenbar energisch interveniert. Die Notenbank glaubt, dass die beteiligten Banken unrealistische Annahmen getroffen haben.

Banken müssen im Rahmen der Tests die Auswirkungen bestimmter Szenarien auf ihre Bilanz berechnen. Die Institute schätzten den negativen Effekt auf ihre Gesamtkapitalquote im Worst Case Szenario auf rund 3,5 Prozentpunkte - während die EZB den Effekt auf 5,0 Prozentpunkte schätzte. Dies berichtet unter anderem das „Handelsblatt“.

Aus Sicht Institute ist die Regulierung zu streng. Kapitalanforderungen beschränken das Potenzial der Banken für Dividendenausschüttungen und Aktienrückkaufprogramme. Tatsächlich haben viele Banken offenbar besser abgeschnitten als vor zwei Jahren – vor allem wegen höheren Gewinnen und der günstigen Wirkung der Zinswende.

So litten die Kapitalquoten von Deutsche Bank, UniCredit und Commerzbank im aktuellen Stresstest offenbar weniger als beim vorangegangenen Test. Für Institute, die stärker im Bereich der gewerblichen Immobilienfinanzierung engagiert sind, sind die Zeiten dagegen schwerer. Dies betraf im aktuellen Test etwa die Helaba.

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