Zinserhöhungen

Wer sind die Gewinner und Verlierer der Zinswende?

GoldGeldWelt Redaktion - 19.09.2022

Die Zinswende ist da – und geht immer weiter. In den USA wird für das kommende Frühjahr bereits ein Leitzins von knapp 4,5 % erwartet. Auch die Europäische Zentralbank (EZB) muss ihre Verweigerungshaltung angesichts hoher Inflationsraten aufgeben und die Zinsen erhöhen. Die Zinswende bringt Gewinner und Verlierer hervor. Wer gehört zu welcher Gruppe?

Zinswende Verlierer: Schuldner mit und ohne Immobilie

Immobilienfinanzierungen werden dies- und jenseits des Atlantiks seit Monaten deutlich teurer. In den USA stieg der Zinssatz für 30-jährige Immobilienkredite in dieser Woche erstmals seit der Immobilienkrise 2008 über die Marke von 6 %.

Auch in Europa hat sich eine grundlegende Trendwende vollzogen. Kosteten Kredite mit zehnjähriger Zinsbindung zum Jahreswechsel noch 1,0 %, werden nun bereits knapp 3,4 % fällig. Das jedenfalls geht aus dem Zinsindex des Immobilienkreditvermittlers Interhyp hervor.

Die steigenden Zinssätze für Immobilienkredite können für Kreditnehmer mit auslaufenden Darlehen zu einem Problem werden. Deutlich schwieriger wird auch der Kauf einer neuen Immobilie – die sich allmählich abzeichnenden Preisrückgänge auf den Immobilienmarkt wiegen den Zinsnachteil bislang nicht annähernd auf.

Auch Verbraucherkredite werden infolge der Zinswende spürbar teurer. Zuletzt haben Banken die Zinssätze im Kreditgeschäft reihenweise angehoben – etwa die ING oder die Deutsche Kreditbank (DKB). Konnten Darlehensnehmer mit guter Bonität Kredite bei den besten Anbietern lange zu knapp unter 3 % Zinsen erhalten, ist nun eine Fünf vor dem Komma  wieder die Regel.

Gewinner und Verlierer: Die Lebensversicherer

Etwas komplexer ist die Situation bei den Lebensversicherern. Hier gibt es sowohl positive als auch negative Effekte. Steigende Zinsen können die Solvency-II Quoten verbessern und die Erträge von neuen Anlagen in verzinslichen Wertpapieren erhöhen.

Die Kurse der im Bestand befindlichen Anleihen fallen jedoch deutlich. Dies könnte insbesondere Versicherer belasten, deren Portfolio eine lange durchschnittliche Laufzeit aufweist. Diese Unternehmen könnten langfristig in ihrer Ertragsstärke geschwächt werden und dadurch im Wettbewerb das Nachsehen haben.

Gewinner: Banken mit hohem Einlagenvolumen

Zu den Gewinnern dürften Banken mit großem Einlagenvolumen zählen. Die Institute saßen häufig auf überschüssiger Liquidität – und mussten bei der EZB lange dafür bezahlen. Durch die Abschaffung der Negativzinsen für Einlagen von Geschäftsbanken fällt nun ein Kostenfaktor weg. Bei weiter steigenden Zinsen dürfte zudem die Zinsmarge wieder wachsen – ein Bestandteil des traditionellen Bankgeschäfts erlebt eine kleine Renaissance.

Beispiel FlatexDEGiro (WKN: FTG111; ISIN: DE000FTG1111; Ticker: FNNTF): Das Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2021 einen Gewinn von 52 Millionen EUR ausgewiesen. Der Bestand an Kundeneinlagen belief sich zuletzt auf rund 3,0 Mrd. EUR. Gelänge es dem Unternehmen, die Zinsmarge um einen Prozentpunkt auszuweiten, entspräche dies einem zusätzlichen Ertrag in Höhe von 30 Millionen Euro – mehr also, als in zwei Quartalen im Wertpapierhandel verdient wurden.

Insgesamt haben sich Bankaktien in den letzten zwölf Monaten und insbesondere seit dem Ausbruch des Ukrainekriegs wie der gesamte Markt eher schwach entwickelt. Der STXE 600 Banken Index (WKN: 965880) notierte im Februar noch bei 166 Punkten. Aktuell liegt der Index bei 134 Punkten. Ähnlich sieht es in den USA aus. Der Dow Jones US Banks (WKN: 688107, ISIN: XC0006881079) notierte Mitte  Januar noch bei rund 630 Punkten. Der Stand aktuell: 470 Punkte.

Gewinner nur auf dem Papier: Sparer

Sparer erhalten wieder mehr Geld für sichere Anlagen. Bei den besten Anbietern werfen zweijährige Festgelder wieder mehr als 2 % Zinsen ab – lange Zeit ein Wunschtraum. Bei einer Inflationsrate im Bereich von 8+ % sind nominelle Erträge in dieser Größenordnung allerdings nicht mehr als ein Trostpflaster.

Höhere Renditen sind mit Anleihen drin – und hier insbesondere mit Fremdwährungsanleihen. Zweijährige US-Staatsanleihen boten diese Woche bis zu 3,9 %. Auch die Renditen australischer und kanadischer Schuldtitel sind nicht unattraktiv – gleichen aber die Inflation ebenfalls nicht aus.

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