Zusammenbruch der Deutschen Bank?

Im blendenden Licht der Medien

- 16.10.2016

Die Art, wie uns Finanzmarktnachrichten präsentiert werden, erinnert mich oft an den typischen Trick von Magiern, die Aufmerksamkeit immer genau dorthin zu lenken, wo gerade nichts passiert, bis dann plötzlich und unerwartet an anderer Stelle die große Überraschung auftaucht. Auch das grelle Scheinwerferlicht der Medien überstrahlt stets einige wenige, aktuelle Themen, während andere Fehlentwicklungen und Risiken in ihrem Schatten fast in Vergessenheit geraten. Das Entstehen einer Blase schafft es selten auf Seite eins, ihr Platzen hingegen ist eine sichere Titelstory.

Ein aktuelles Beispiel ist der unangefochtene Leithirsch der Negativschlagzeilen in den letzten Wochen, die Deutsche Bank. In ihrem übermächtigen Schatten verkommen sogar die bereits in vollem Gange befindliche Bankenkrise in Italien und die hoch gefährlichen Spannungen zwischen Russland und den USA zu schnell überflogenen Randnotizen. Sehr unüblich ist im Falle der Deutschen Bank allerdings, dass die Medien ihre volle Feuerkraft schon einsetzten, bevor wirklich etwas passiert ist. Nüchtern betrachtet hat das Institut unter Konzernchef John Cryan zuletzt einen radikalen Reformprozess eingeleitet, seine Risiken spürbar reduziert und ein nennenswertes Liquiditätspolster in Höhe von 223 Milliarden Euro zur Krisenprävention aufgebaut.

Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Ein kritischer Blick auf das Derivatebuch mit einem Nominalwert in Höhe von 47 Billionen US Dollar (Immerhin das 15fache des deutschen BIP!) ist natürlich mehr als angebracht, aber mit diesem unkalkulierbaren Risiko lebt die Finanzwelt bereits seit langem. Zumal auch der Rest der Welt kräftig mitmischt in diesem Großkasino, dessen Volumen mittlerweile von einigen auf über eine Billiarde (Das ist eine 1 mit 15 Nullen!) US Dollar geschätzt wird. Gleiches gilt für die stets zu geringe Eigenkapitaldecke von Banken – ein Problem, das die Staaten seit Gründung des modernen (fraktionellen Reserve-)Systems immer wieder zur Rettung der Geldhäuser im Krisenfall gezwungen hat. Doch die aktuelle Panikmache um eine mögliche Zahlungsunfähigkeit der Deutschen Bank entbehrte in Anbetracht der oben genannten soliden Liquiditätsreserve jeglicher Grundlage.

Anfänglich, denn mittlerweile hält das Blitzlichtgewitter lange genug an, um dem Geldhaus ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Es entzieht zusehends die wichtigste Geschäftsgrundlage einer jeden Bank: Das Vertrauen der Partner, Anleger und Kunden. Ziehen diese Ihre Gelder in großen Summen ab, kommt jedes Geldinstitut irgendwann ins Wanken. Doch es sind natürlich nicht allein die Medien, welche die Situation mit Ihrem Dauerfeuer gefährlich anheizen. Auch die Inhalte, mit denen die Presse regelmäßig gefüttert wird, kommen seit Mitte des Jahres in so ungünstigen Zeitabständen, dass der Deutschen Bank seither kaum eine Woche Ruhe vergönnt war.

Nehmen wir beispielsweise die Verlautbarung des Internationalen Währungsfonds Ende Juni, dass die Deutsche Bank weltweit das größte Systemrisiko darstelle. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der IWF zuvor schon einmal ein vergleichbares Ranking veröffentlicht hat – vor allem nicht mit diesem Schadenspotential. Aufgrund des auffallend schlechten Timings und der jüngsten, unverhältnismäßig hohen Schadensersatzforderung aus den USA, spricht der Vorsitzende des Wirtschaftsausschusses des Bundestages, Peter Ramsauer, sogar offen von „wirtschaftskriegsähnlichen Zügen“.

Sollte Herr Ramsauer damit Recht haben, besteht in der Tat Anlass zu größter Sorge, unabhängig von der Liquiditätssituation der Deutschen Bank. Mit Glück handelt es sich nur um Warnschüsse der USA in Reaktion auf die Milliarden hohe Steuernachforderung der EU an Apple, auch wenn bereits diese Art des „Wie Du mir, so ich Dir“ mit einem der wichtigsten Handelspartner große Verwerfungen nach sich ziehen kann. Schlechtesten Falls wäre es durchaus auch denkbar, dass ein externer Sündenbock für die nächste Krise gesucht wird, bevor diese in den ebenfalls schnell rettungsbedürftigen US-Banken zum Ausbruch kommt.

Beunruhigend ist die gesamte Entwicklung allemal, denn durch ihre Größe und Vernetzung könnte ein Zusammenbruch der Deutschen Bank ohne Frage eine Krise der globalen Finanzwirtschaft auslösen. Man kann daher nur hoffen, dass an den zwischenzeitlich so medienwirksam eingestreuten Gerüchten über Rettungspläne der Bundesregierung trotz Dementi und Bail-In Regelung etwas dran ist und wir nicht völlig unvorbereitet von einem finanziellen Erstschlag getroffen würden. Nach all der medialen Aufmerksamkeit wäre dieses Versäumnis weit mehr als nur grob fahrlässig.

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Diplom-Wirtschaftswissenschaftler und ehemaliger Filialleiter eines Edelmetallhändlers in Hamburg. Seine Spezialgebiete sind physische Edelmetallinvestments, sowie Blockchain und Kryptowährungen. In seinen Marktanalysen beleuchtet er das wirtschaftspolitische Big Picture.

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