März 2020

Corona-Virus infiziert die Börse

- 02.03.2020

Lange Zeit schien die Börse gegen das Corona-Virus immun: Unbeeindruckt vom Ausbruch in China Anfang Januar waren die Kurse noch weit bis in den Februar hinein auf Rekordjagd. Und das, obwohl uns bereits allabendlich im TV Bilder aus China von abgeriegelten Millionenstädten und überfüllten Krankenhäusern erreichten. Seit das Virus am letzten Wochenende auch Italien erreicht hat, ist es jedoch vorbei mit der scheinbaren Immunität der Börse.

Mittlerweile hat das Virus nicht nur die Medien infiziert, sondern auch Dax und Dow. Die Kurse rauschten rund 10% in den Keller. Innerhalb von nur drei Handelstagen hat die US-Börse damit die Kursgewinne der vorangegangenen sechs Monate abgegeben. Doch Panik ist bekanntlich ein schlechter Ratgeber – im echten Leben ebenso wie an der Börse. Inmitten aller Aufregung hier darum der Versuch einer nüchternen Analyse.

Geschichte der Pandemien

Pandemien begleiten die Menschheit seit Jahrtausenden. Schon im antiken Athen grassierte die Attische Seuche, im Mittelalter Typhus, Pest und Cholera. Auch in der Neuzeit wurde die Menschheit regelmäßig von Seuchen heimgesucht. Allein seit dem Jahr 2000 von Vogel- und Schweinegrippe, Ebola, MERS, SARS und aktuell eben dem Corona-Virus. Als Mutter aller Pandemien gilt dabei die Spanische Grippe. Sie forderte zwischen 1918 und 1920 weltweit fast 50 Millionen Tote –mehr als jede andere Seuche der Menschheitsgeschichte. Bei einer Weltbevölkerung von damals rund 2 Milliarden Menschen fielen ihr damit 2,5% aller Erdenbürger bzw. jeder vierzigste zum Opfer.

An solche Schreckenszahlen kommt das Corona-Virus zum Glück nicht annähernd heran. Das belegt der Blick nach China: Dort hat das Virus bislang fast 3.000 Todesopfer gefordert – unter 1,4 Milliarden Einwohnern. Zum Vergleich: Die Grippesaison 2017/2018 forderte in Deutschland über 25.000 Tote – und das bei nur 82 Millionen Einwohnern. Bezogen auf die Bevölkerungszahl hat die Grippe hierzulande also über 100-mal mehr Opfer gefordert als das Corona-Virus bislang in China. Dort hat das Virus nach Angabe der WHO bereits seinen Höhepunkt überschritten. Zuletzt gab es deutlich weniger Neu-Infektionen. Und mittlerweile gilt nahezu die Hälfte der ehemals 80.000 Infizierten als geheilt.

Weltweite Ausbreitung?

Nachdem China also das Schlimmste überstanden haben könnte, befällt das Virus allerdings seit einigen Tagen den Rest der Welt. Doch erstens ist nicht sicher, ob das Virus dort ebenso stark grassiert, wie zuvor in China. Und zweitens: Selbst wenn das passiert und man die Zahlen aus China - 3.000 Tote bei 1,4 Milliarden Einwohnern - auf die restliche Weltbevölkerung von rund 6 Milliarden Menschen hochrechnet, ergibt sich für den Rest der Welt ein Risiko von rund 12.000 Opfern. Gewiss jedes einzelne eines zu viel, doch in Summe immer noch weit weniger als zur Grippesaison 2017/18 allein in Deutschland. Der Unterschied: Von der Grippewelle vor zwei Jahren hat kaum jemand Notiz genommen, der neue Corona-Virus hingegen beherrscht die Schlagzeilen und versetzt die Welt in Panik. Das eigentliche Problem am Corona-Virus geht daher möglicherweise weniger vom Virus selbst aus, als vielmehr von unserer Reaktion darauf. Bereits Franklin D. Roosevelt mahnte daher: „Das Einzige, was wir zu fürchten haben, ist die Furcht selbst.“

Das Virus und die Börse

Die Geschichte zeigt: Bislang haben Wirtschaft und Börse alle Seuchen überstanden – selbst die Spanische Grippe. Im schlimmsten Fall kam es für einige Wochen oder Monate zu temporären Kursrückgängen. Die wurden jedoch nach Abklingen der Seuchen weit mehr als aufgeholt.

Allerdings gab es bislang auch kaum solch panische Reaktionen wie aktuell - samt wochenlangen Quarantänen ganzer Millionenstädte und landesweiten Werksschließungen. Das hat Auswirkungen auf globale Lieferketten und damit auf die gesamte Weltwirtschaft. Zwar hat die Börse die bekannten Risiken mit dem jüngsten Kurssturz mittlerweile eingepreist. Allerdings gibt es keine Garantie, dass sich die Probleme bei einer weiteren Ausbreitung des Virus in den kommenden Wochen nicht noch verschärfen. Ob das passiert, kann allerdings niemand zuverlässig vorhersagen.

Die Frage, wo die Börse in einigen Wochen steht, ist daher mit hoher Unsicherheit behaftet. Sicher ist hingegen: Auf Sicht von ein, drei und fünf Jahren werden die aktuellen Corona-Sorgen ebenso vergessen sein, wie es die damaligen Sorgen um Vogel- und Schweinegrippe, Ebola, MERS und SARS heute schon sind. Nicht auszuschließen, dass die Besorgnis zuvor noch steigt. Doch in dem Maße, wie die Sorgen mittelfristig verblassen, wird auch der aktuelle Kursabschlag an der Börse wieder aufgeholt werden. So gesehen schlägt aktuell einmal mehr die Stunde für besonnene Langfristinvestoren. Diese, von Börsenaltmeister André Kostolany als „feste Hände“ bezeichneten Anleger, kaufen den „zittrigen Händen“ ihre Aktien regelmäßig in der Panik mit Kursabschlägen ab.

Guter Rat von Warren Buffett

Ähnlich sieht es auch Super-Investor Warren Buffett. Der Ausbruch des Corona-Virus sei „erschreckend", sagte Buffett am Montag im TV-Sender CNBC. „Es sollte aber nicht das beeinflussen, was man am Aktienmarkt macht. Sie können den Markt nicht vorhersagen, indem Sie die Tageszeitung lesen. Kaufen oder verkaufen Sie Ihr Unternehmen darum nicht nach den heutigen Schlagzeilen. Wenn Sie die Möglichkeit haben, etwas zu kaufen, das Ihnen gefällt, und es noch günstiger kaufen können, haben Sie Glück", so Buffett. Dieses Glück muss man als besonnener Langfristinvestor dann nur noch beim Schopfe packen.

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GoldGeldWelt Gastautor

ist Geschäftsführer der TOP Vermögensverwaltung und des Itzehoer Aktien Clubs (IAC). Sein Spezialgebiet sind internationale Qualitätsaktien. Durch jahrzehntelange Erfahrung als institutioneller und privater Investor hat Jörg Wiechmann eine herausragende Kapitalmarktexpertise aufgebaut, die er in seinem IAC Monatsbericht und auf GoldGeldWelt regelmäßig teilt.

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